Was müssen unsere Parks in Zukunft leisten, was sie heute nicht schon leisten müssen? Diese spekulative Frage ist schwer zu beantworten. Das hat immer einen leicht bemühten Beigeschmack und erinnert an die wiederkehrenden Beschwörungen zum „Garten der Zukunft“. Dennoch: Ausweichen gilt hier nicht. Lassen Sie mich einige Spuren verfolgen und mögliche Antworten formulieren.
Der Hunger nach Natur und Grün in der Stadt ist zeitlos. Er begleitet uns seit dem Aufblühen städtischer Gesellschaften. Bereits die Römer holten sich den Garten ins Haus – ob als Wandmalerei oder als grüne Atrien, wie die Überreste aus Pompeji eindrucksvoll belegen. Und das gilt mit veränderten Parametern und Ansprüchen heute immer noch. Dabei übernehmen Stadtparks die Rolle einer Projektionsfläche für unsere Natursehnsucht, oft romantisiert und idealisiert.
Spezifisch statt generisch
Für heutige wie zukünftige Parks kann es keine universellen Rezepte geben. Angesichts der hohen gesellschaftlichen und politischen Erwartungen – insbesondere in Zeiten des Klimawandels und der Biodiversitätskrise – beobachte ich eine Tendenz hin zu „Agenda-bezogenen“ Parkentwürfen. Diese vermischen litaneihaft aktuelle Themen wie Biodiversität, Hitzeminderung und Schwammstadt und führen zu einem generischen Allerweltsdesign mit austauschbaren Versatzstücken.
In den begrenzten räumlichen Gegebenheiten der verdichteten Stadt ist mehr gefragt: Wir benötigen spezifische, identitätsstiftende Freiräume mit hohem Wiedererkennungswert, die sowohl einen Fokus auf soziale Mechanismen legen als auch auf eine sinnliche und biodiverse Stadtnatur setzen. Nicht alle Freiräume können dieselben Anforderungen erfüllen: Manche tragen mehr zum Stadtklima bei, andere mehr zur Biodiversität. Dies gilt konkret auch für xerotherme Ruderalflächen, die nur geringfügig zum Stadtklima beitragen, aber für Insekten von außerordentlichem Wert sind. Also gilt: sowohl als auch.
Vielfalt durch Vielfalt
Wir brauchen mehr Bäume in der Stadt. Viel mehr Bäume! Aber bitte kein «Auffüllen» mit Biomasse, wie es momentan im hektischen Begrünungswahn praktiziert wird. Vielmehr sollten wir eigenständige Pflanzenkleider mit fokussierter Artenwahl und räumlicher Differenzierung schaffen. Nur so entstehen signifikante Parkbilder, wie die ruderalen Birkenwäldchen im Berliner Gleisdreieck, der fröhliche Kirschenhain in Duisburg-Nord oder der mittelalterliche Lindenhof in Zürich.
Das Kernthema des Stadtparks ist, der Natur in der Stadt zu mehr Präsenz zu verhelfen. Das gelingt nur, wenn wir die Stadtnatur als lustvolles Experiment weiterdenken und Unterschiedliches vereinen, anstatt es zu separieren. Ambivalenz und Mehrdeutigkeit sind dabei auszuhalten. Anstelle eines engen regionalen Verständnisses von „einheimischer Natur“ muss die Stadtnatur hybrid disponiert sein und ein breites Spektrum von Wildpflanzen, hitzetoleranten Klimabäumen sowie Kulturfolgepflanzen aus ferneren Florengebieten einbeziehen. Damit fördern wir auch die Biodiversität – das reichere und langanhaltendere Blütenangebot kommt Insekten und damit der gesamten Nahrungskette zugute. Dies können wir gerade eindrücklich auf dem entstehenden Ueberlandpark in Zürich im Rahmen eines wissenschaftlich begleiteten Monitorings beobachten. Also gilt: Vielfalt durch Vielfalt.
Parks zyklisch weiterentwickeln
Parks sind immer Generationenwerke und somit im Sinne eines «Infinito» auch nie «fertig». Sie unterliegen dem Wandel der Zeit und ihren jeweiligen Anforderungen. Daher sollten wir nach Parkentwürfen mit langem Atem suchen, die auch in veränderten Kontexten verstanden und geliebt werden. Gleichzeitig braucht es eine regelmäßige Neubeurteilung des gereiften Parkbestands und gegebenenfalls ein „Nachrüsten“ oder ein Überzeichnen mit Respekt vor den vorangegangenen Gestaltungsintentionen. Aber bitte kein Aufhübschen. Die Sperrigkeit des Bestands, mit seiner manchmal arg aus der Zeit gefallenen Substanz, ist als materielle und ideelle Ressource immer zu akzeptieren und mit neuen Naturwerten und hohem Gebrauchswert weiterzudenken. Also gilt: step by step, mit offenem Ausgang.
Garten+Landschaft