Wohnsiedlung Hardegg, Bern

Künstliche Natürlichkeit

Im Südwesten von Bern ist ein grossräumiges Wohnquartier auf einer zugeschütteten Kiesgrube entstanden. Als Antwort auf die unsichtbare Deponie, die gesichert auf ihrem Grund liegt, wurde eine neue Natur konstruiert. Entspannte Naturhaftigkeit und künstliche Natürlichkeit verleihen der sanierten Landschaft eine eigenständige Gestalt. Die ortsprägende Weiträumigkeit wird in der Wohnbebauung als landschaftlich inspirierter Freiraumfortgesetzt, in dem Naturprozesse von Besiedelung und Sukzession angestossen werden. Auf Kiessubstraten unterschiedlicher Körnung entwickelt sich eine typische Kiesgrubenvegetation mit Silberweiden, struppigen Sanddorngebüschen und – vielleicht irritierend, aber standortgerecht – rosa blühenden Tamarisken aus Südeuropa.

Ein strapazierfähiger und für Insekten wertvoller Kiesrasen überzieht diese fliessende Allmend, die in ihrer Offenheit zur Aneignung durch die Bewohner animiert. In die natürlich erscheinende Landschaft sind kontrastierende künstliche Elemente gelegt: präzise Betonkreise als Spielinseln, die durch befestigte Trampelpfade verbunden sind, oder der künstlich angelegte, vom unterirdisch verrohrten Sulgenbach gespeiste Bachlauf. Er tritt im Osten als Quellbrunnen aus dem Boden, mäandriert zwischen den Betoninseln und Trittsteinen durch die Kieslandschaft und taucht im Westen hörbar über einen Sturzbrunnen wieder ab. Der Bach ist zugleich Spielort und Laichplatz – und dabei stets als gestalteter Naturraumohne falsche Sentimentalität erkennbar.

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Bauherrschaft
Baugenossenschaft Brünnen-Eichholz, Bern
Architektur
Matti Ragaz Hitz, Liebefeld
Projektdaten
Wettbewerb: 2003, 1. Preis
Projekt und Realisation: 2004–2008
Fotografie
Stefanie Würsch, Bern
Auszeichnung
ATU PRIX 2009

Projekt von Rotzler Krebs Partner